Unsere Sichtweise

Die Diagnosen der beschriebenen Verhaltensauffälligkeiten sind unter den verschiedensten Namen bekannt:

⇒  ADS / ADHS,
⇒  Frühkindliche Deprivation,
⇒  Verwahrlosung,
⇒  Gewalterfahrungen,
⇒  Sexueller Missbrauch.

Aus unserer Sicht haben alle diese Diagnosen eine Gemeinsamkeit, die in anderen, uns bekannten Betrachtungen kaum berücksichtigt wird. Wir gehen davon aus, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen in ihrem Leben mindestens eine traumatische Situation erlebt haben und an den Folgen dieses Traumas leiden.

Ein Trauma kann beschrieben werden, als „eine extreme Erfahrung, die nicht in das Modell der Realität des Betroffenen integrierbar ist. Die so im Widerspruch zu den bisherigen Erfahrungen und Ansichten steht, dass das eigene Weltbild zusammenbricht und es kein Erklärungsmuster gibt, für das was passiert ist oder für das was danach passiert!“
(Aus: Butollo, W./Krüsmann, M./Hagl, M. 2002. Leben nach dem Trauma – Über den psychotherapeutischen Umgang mit dem Entsetzen.)

Grundannahme dieser Beschreibung ist, dass jeder Mensch sich auf der Basis seiner persönlichen Erfahrungen ein eigenes Modell der Welt konstruiert, das tagtäglich durch neue Erfahrungen und Erlebnisse verändert und angepasst wird. Mit Hilfe dieses Modells der Realität orientieren wir uns in der Welt und haben unsere ganz persönlichen Ideen darüber, wie die Welt funktioniert. Das eigene Modell der Welt kann mehr oder weniger nützlich oder angemessen sein und ist Grundlage unserer Verhaltensmuster und Ansichten.

Ist das eigene Modell der Welt auf Grund einer traumatischen Erfahrung zerstört, hat der betroffene Mensch nur noch sehr eingeschränkte Wahrnehmungsmöglichkeiten und Verhaltensalternativen. Er kann sich das, was passiert ist, und das, was aktuell passiert, kaum erklären und versucht seiner Hilflosigkeit mit immer wiederkehrenden Verhaltensmustern zu begegnen.
Aus pädagogischer Sicht zeigt sich ein Trauma dadurch, dass ein Kind oder Jugendlicher trotz Ermahnungen und Konsequenzen unerwünschte bzw. unangemessene Verhaltensweisen kontinuierlich wiederholt, sich also sozusagen in Schleifen bewegt.